Neuburger Rundschau - 21. Januar 2017
Interview

"Unserem Sport fehlt die Aufmerksamkeit"

Lisa Königsbauer ist aktuell die wohl erfolgreichste Synchronschwimmerin Neuburgs. Auch deshalb wurde sie Sportlerin des Jahres 2016. Nun erzählt sie, was sie sich für ihre Sportart wünscht und welche Ziele sie noch hat
Von Andreas Baumer

So schön kann Synchronschwimmen aussehen. Lisa Königsbauer, Neuburgs Sportlerin des Jahres 2016, posierte am Freitagnachmittag exclusiv für unsere Zeitung im Neuburger Parkbad. Dass Synchronschwimmen mit viel Arbeit verbunden ist, erzählt die 18-jährige im Interview. Was sie sich für ihre Sportart wünscht und welche Ziele sie für dieses Jahr hat, lesen Sie im Artikel unten. - Foto:Andreas Baumer

Lisa Königsbauer, wie reagieren eigentlich Bekannte, wenn sie hören, dass Sie Synchronschwimmerin sind?
Viele wissen gar nicht, was sich dahinter verbirgt. Eine hat sogar gedacht, wir würden lediglich synchron nebeneinander schwimmen. Ich erkläre dann immer, dass sie sich Synchronschwimmen wie eine Art Wasserballett vorstellen müssen. Schließlich fußt unser Sport auf verschiedenen Formationen, die wir bei Musik im Wasser möglichst gleichmäßig aufführen.

Wie wird man denn überhaupt Synchronschwimmerin?
Ich kam schon in der Grundschule dazu. Ich nahm damals an einem Schnuppertraining teil. Das hat mir so gut gefallen, dass ich beim Synchronschwimmen geblieben bin.

Und was benötigt man, um in dieser Sportart erfolgreich zu sein?
Man sollte im Wasser gut beweglich sein und ein rhythmisches Musikgefühl haben. Zudem schaden ein genaues Timing und Ausdrucksvermögen nicht. Ansonsten wird es schwierig.

Sie sind aktuell wohl die erfolgreichste Synchronschwimmerin Neuburgs. Im vergangenen Jahr nahmen Sie sogar als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft an der Europameisterschaft in London teil. Wie viel Zeit stecken Sie in Ihren Sport, um dieses Niveau zu halten?
Fast meine komplette Freizeit. Mein Alltag sieht normalerweise so aus: Nach der Schule gehe ich entweder direkt zum Training ins Hallenbad oder zuerst nach Hause und dann ins Training. Ich übe im Durchschnitt zwei Stunden am Tag, sechsmal in der Woche.

Das klingt ziemlich stressig. Wünschen Sie sich da nicht hin und wieder, eine Pause einzulegen?
Eine Pause im Synchronschwimmen nicht. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich lieber weniger Schule haben.

In die Schule mussten Sie ja manchmal tatsächlich nicht gehen. Immer wenn Europa- oder Weltmeisterschaften anstanden, bekamen Sie für eine bis eineinhalb Wochen frei.
Stimmt. Vor der Europameisterschaft in London zum Beispiel habe ich mich mit den anderen Mitgliedern der deutschen Nationalmannschaft eine Woche lang intensiv vorbereitet. Da würde keine Zeit mehr bleiben für Unterricht und Hausaufgaben.

Reicht denn eine Woche überhaupt, um ein Team optimal auf eine Europameisterschaft vorzubereiten?
Nein, sicherlich nicht. Deshalb haben wir uns ein Dreivierteljahr lang immer wieder zu Lehrgängen getroffen. In der Woche vor der Europameisterschaft folgte nur noch der letzte Feinschliff.

In London wurden Sie mit Ihrer Mannschaft Neunter. Hätten Sie nicht lieber um die Medaillenplätze mitkämpfen wollen?
Dafür ist unser Team nicht gut genug. Für uns ist Synchronschwimmen ein Hobby. Wir verdienen damit kein Geld. Dafür fehlt unserer Sportart das Ansehen in Deutschland. In anderen Ländern ist das ganz anders.

Stolz hält Lisa Königsbauer ihre "Sportler des Jahres" -Urkunde in die Kamera

Wo zum Beispiel?
Allen voran in Russland. Dort ist Synchronschwimmen viel professioneller organisiert. In Russland hat diese Sportart aber auch einen ganz anderen Stellenwert. Dort können die Besten vom Synchronschwimmen leben.

Würden Sie sich in Deutschland eine ähnliche Wertschätzung wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass unser Sport stärker angesehen, respektiert und gefördert wird. Bisher wird Synchronschwimmen hierzulande oft nur belächelt. Dabei ist unser Sport alles andere als lächerlich. Es steckt viel harte Arbeit dahinter.

Was würden Sie machen, wenn Sie nicht mehr Ihrer Lieblingssportart nachgehen könnten?
Vielleicht würde ich dann zum normalen Schwimmen wechseln. Aber daran möchte ich gar nicht denken. Eine Freundin hat mir mal eine Tasse geschenkt, auf der stand: „Es gibt auch noch etwas anderes als Synchronschwimmen. Die Frage ist nur was.“ Das trifft ziemlich genau auf mich zu.

Dabei wären Beweglichkeit und technische Fähigkeiten auch im Fußball oder Handball von Vorteil. Wäre das nichts für Sie?
Oh je. In Ballsportarten war ich nie gut. Das könnte ich mir überhaupt nicht vorstellen.

Welche Ziele haben Sie 2017?
Ich will, wenn es geht, 2017 mit der deutschen Erwachsenennationalmannschaft an der Weltmeisterschaft in Budapest teilnehme. Das wäre großartig.

Vielleicht hilft auf diesem Weg der 50-Euro-Gutschein, den Sie von Intersport Dünstl erhalten haben. Wissen Sie schon, wofür Sie dieses Geld ausgeben wollen?
Wahrscheinlich für irgendwelche Sportklamotten. Einen Badeanzug kann man immer brauchen.

  • Zur Person
  • Alter 18 Jahre
  • Wohnort Neuburg
  • Verein TSV Neuburg, Abteilung Synchronschwimmen
  • Schule Fachoberschule Neuburg, Vorklasse
  • Berufliche Zukunft Nach Abschluss der Vorklasse im Sommer Besuch der elften Klasse an der Fachoberschule oder Ausbildung
  • Sportliche Erfolge  EM-Teilnahme mit der deutschen Nationalmannschaft 2016 in London (neunter Platz), WM-Teilnahme mit der deutschen Jugendnationalmannschaft im russischen Kasan.

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